mechanische Brotschneidemaschine mit Handkurbel

Techlash in der Küche

Der Techlash kommt – im Kleinen – in der Küche an: Mechanische Küchenhelfer aus der Zeit vor der Elektrifizierung erleben eine kleine Renaissance, von der Sand-Eieruhr bis zur Brotschneidemaschine mit Handkurbel.

Techlash, ein Kunstwort, das 2013 der Herausgeber des Economist, Adrian Wooldridge, aus den englischen Begriffen Technology und Backlash schuf. Gemeint ist die Gegenbewegung und Abwehrhaltung gegenüber ständig allumfassend werdender Technisierung. 2018 erlangte der Begriff neue Popularität. Seitdem bekommen Facebook, Amazon und Google den Techlash zu spüren: Fortan schlägt ihnen der Widerstand von Wettbewerbsbehörden und Datenschützern entgegen.

Sanduhr zum Teekochen mit drei verschiedenen Zieh-Zeiten Foto von rsnahyi auf Pixabay
Sanduhr mit verschiedenen Zieh-Zeiten für Tee - Foto von rsnahyi auf Pixabay

Back to Basics in der Küche

Andere kehren moderner Technik im privaten Bereich den Rücken. Gerade in der Küche, die seitens der Hausgerätehersteller ständig aufgerüstet wird, momentan verstärkt mit KI. Im Gegensatz dazu besinnt sich inzwischen eine große Schar an Hobbyköch(inn)en auf Zubereitungsmethoden vor der Zeit der Elektrifizierung – hin zu stromloser Mechanik und Handarbeit.

Vorbei die Zeiten, in denen es angesagt war, noch jeden kleinen Handgriff elektrisch zu erleichtern. Man erinnere sich bloß, wie einst batteriebetriebene Mini-Quirle in Mode kamen, Milchaufschäumer imponierten, elektrische Parmesanreiben Eindruck schindeten oder Schneidemesser, die à la Mini-Kettensäge verkabelt durch Braten frästen.

Der Spaß an solchen Küchenhelfern war selbstverständlich immer auch herstellerbefeuert. Und klar: Die Stromindustrie wirkte gleich vom Start weg als Verstärker mit – folgenschwer. Daher geht es heute für Viele genau in die andere Richtung, moralisch davon befeuert, dass Stromerzeugung großteils immer noch klimaschädlich ist.

Wiegemesser zum Kräuter-Schneiden in der Küche
Altes Wiegemesser zum Schneiden von Küchenkräutern

Küchenarbeit mit Körperkraft

Ob Sanduhr, Hobel, Handreibe oder mechanischer Büchsenöffner – altertümliche Küchenhelfer sind nicht nur unübertroffene Stromsparer. Für die, die sie nutzen, sind sie auch Sinnbilder: Kurbelbetriebene Kaffeemühle, Kartoffelstampfer oder Flotte Lotte stehen für das Echte und Ursprüngliche, das uns in einer technisch automatisierten Welt fast verloren geht. Denn die kraftraubenden Küchenwerkzeuge ermöglichen noch etwas anderes: Sie schaffen direkten, unvermittelten Kontakt mit dem, was wir essen – haptisch und akustisch ganz ohne überlagernde Gerätegeräusche, verfremdendes Surren, Vibrieren, Rattern, Brummen.

Was Wunder, dass Einrichtungshäuser und -magazine inzwischen wieder mehr Küchenhelfer präsentieren, die ganz ohne Strom, App oder Sprachsteuerung funktionieren. Oft sind diese auch noch auffallend schön gestaltet (siehe Chilischneider oder Sanduhr). Interessant, dass einige davon aus nicht leitfähigen Materialien bestehen, wie Glas, Keramik, Holz, Melaminharz oder recyceltem Plastik.

Ohne Strom zum Ziel

Nein, wir sind jetzt nicht bei "Jute statt Plastik" oder den "Guten alten Dingen, die's noch gibt" – oder so ähnlich. Der Trend geht mehr in die Richtung, mit der sich zum Beispiel das dänische "Low Tech Magazine" beschäftigt, nämlich darum, sich zu vergegenwärtigen, was man leicht auch noch ohne strom- oder kraftstoffbetriebene Werkzeuge hinbekommt, zum Beispiel Sahneschlagen oder Wäschetrocknen.

Zugegeben: Smoothie-Liebhaber hätten ohne Mixer ein schweres Los. Sie müssten wieder auf Kauen umsteigen. Auch die Waschmaschine ist wohl unverzichtbar. Aber der Akku-Fensterreiniger? Der elektrische Luftbefeuchter? Der illuminierte Kräutertopf? Nur mal so zum Nachdenken ... Es muss ja nicht gleich die Rückkehr zur Pferdekutsche sein, wobei das auch irgendwie schön wäre ...

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