Küchenplaner im Internet

Online-Küchenplaner unter der Lupe

Laut einer aktuellen Studie werden Möbel noch immer bevorzugt direkt im Geschäft gekauft. Für Küchenmöbel gilt dies in besonderer Weise. Küchen sind aber auch mit Abstand das Komplexeste, wenn es um Raumplanung geht. Hier müssen eine Menge Möbel- und Einzelteile genau zueinander passen, müssen vorhandene Anschlüsse berücksichtigt, Körpergröße und Kochgewohnheiten mitbedacht werden und vieles, vieles mehr.

Das Internet hat die Art und Weise verändert, wie Menschen Kaufentscheidungen treffen. Es dient oft als erste Informationsquelle. Daher orientiert sich auch beim Küchenkauf schätzungsweise jeder Zweite vorher online, um sich vorab ein Bild von den Möglichkeiten zu machen. Diese sind riesengroß geworden: Küchenbauer und Gerätehersteller übertreffen sich gegenseitig mit ausgefallenen Designs, funktionalen und Material-Neuheiten, von der Glasfront bis zur Teppan-Yaki-Kochplatte oder höhenverstellbaren Kochinsel.  Dieses große Spektrum für individuelle Küchengestaltung kommt an, denn für sehr viele Deutsche ist die eigene Küche gleich nach dem Auto das wichtigste Statussymbol. Das belegen aktuelle Marktforschungen.

Noch gibt es keinen Küchenplaner im Netz, der das ganze Spektrum dieser ständig erweiterten Einrichtungsmöglichkeiten beinhaltet. Dennoch möchten viele ihre neue Küche online schon mal vorplanen. Konsumenten verstehen sich heute mehr denn je als Prosumenten, die nicht nur konsumieren, sondern auch mit produzieren wollen. Das Internet macht’s möglich: Turnschuh- und Fahrradhersteller, Müsli-Mischer und Autoverkäufer lassen ihre Kunden mitgestalten. Warum? Sie alle wissen, dass diese Spielereien den Vorbeisurfenden auf ihrer Seite halten und sich online so schon eine klare Kaufanbahnung erzielen lässt.

Auf dem Küchenmarkt war es der blaue Riese aus Schweden, der diese Möglichkeit als erster erkannte und einen Küchenplaner auf seiner Seite veröffentlichte. Bis zum heutigen Tag beinhaltet dieser jedoch nicht sämtliche Möbel des Herstellers, und die Arbeitsplatte muss mit einem extra Tool geplant werden. Auch gibt es bei der Planung individuelle Sonderlösungen, die der Online-Küchenplaner nicht darstellen kann. Defacto ist dies bei sämtlichen online verfügbaren Lösungen der Fall. Grundsätzlich kann man im Internet drei Arten von Küchenplanern unterscheiden, von denen es auch Mischformen gibt.

Auswahl zwischen Küche mit Griffen oder griffloser Küche(1) Häufig zu finden sind sogenannte emotionale Küchenplaner (z.B. auch bei Nobilia), die schöne Bilder, jedoch wenig Möglichkeiten für individuelle Gestaltung bieten. Eingangs gilt es hier, sich anhand von Beispielfotos für einen Küchenstil zu entscheiden: Soll es grundsätzlich eine Küche mit Griffen, eine grifflose Küche oder eine Landhausküche werden? Am Foto einer großen Beispielküche der gewählten Art, die von der Insel bis zur Theke alles beinhaltet, können anschließend die Oberflächen (Fronten, Wangen, Arbeitsplatte) in Farbe und Material verändert werden. Geringe Änderungsmöglichkeiten gibt es auch bei den Armaturen, der Nischenverkleidung und den Griffen. Zu verschiedenen Funktionen wie Tipp-On-Öffnen sind veranschaulichende Filmchen abrufbar. Individuelle Quadratmeterzahl oder der eigene Grundriss können nicht eingerechnet werden. Das farbig umgestaltete Küchenfoto kann man sich am Ende per Mail senden, es auf FB, Pinterest oder Twitter teilen und nach einem Händler suchen.

Küchengrundriss(2) Ein anderer Typ von Küchenplaner, der sogenannte Küchenkonfigurator, erlaubt es, den eigenen Grundriss als Basis zu nehmen. Schüller ist einer der Hersteller, die so etwas bereitstellen. Nach Erstellung der Bodenfläche können Türen, Fenster, Strom- und Wasseranschlüsse, Heizkörper, verschiedene Schranktypen, Küchenspülen, Kühlschrank-Typen etc. ausgewählt und per Maus oder Finger an die gewünschte Stelle geschoben werden. Auch die Oberfläche und Farbe von Fronten, Sockeln etc. lassen sich verändern. Am Ende wird eine 3D-Ansicht erzeugt, die aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann. An Fotorealismus ist hier aber nicht zu denken. So eine Darstellung liefern nur komplexe Expertenprogramme wie KPS, Carat oder SHD, mit denen Küchenfachleute planen. Auch den Preis erfährt man bei der selbst erstellten Online-Küchenplanung nicht. Dieser wird schließlich auch noch einmal maßgeblich von den Einbaugeräten mitbestimmt.

Drehbare 3D-Ansicht der fertigen Küchenplanung bei einem Profi-Programm(3) Online-Küchenplaner, die noch mehr Auswahl und Detailgetreue bei Schranktypen, aber auch Fenstern und Türen, Wandfliesen, Bodenbelägen etc. bieten (z.B. bei ALNO) erfordern den Download einer kleinen Software, die auf dem eigenen Rechner installiert werden muss. Am Ende entsteht eine große drehbare 3D-Ansicht aus der Egoperspektive. So viel Zeit der Kunde hier aber auch hineinsteckt, seine Planung kann nicht in ein professionelles Werkzeug übernommen werden. Von daher ergibt sich auch keine Kostenersparnis – es sei denn, man macht alles selbst, nicht nur das Entdecken der Möglichkeiten. Wenn sich am Ende aber herausstellt, dass nicht genau Maß genommen wurde oder Unebenheiten übersehen, kann es bei der Küchenmontage noch mal sehr schwierig und sehr ärgerlich werden.

Gerade, wenn es um eine Küche fürs Eigenheim geht, bietet die Küchenplanung vom wirklichen Fachmann definitiv mehr Möglichkeiten, nicht zuletzt was die perfekte Raumausnutzung, aber auch was die klügste Anordnung von Geräten, Spülen und Vorratshaltung angeht. Dazu kommen technische Details: Wie plane ich den Kühlschrank so ein, dass seine Abwärme nicht meinen Lebensmitteln schadet? Mit welcher Dunstabzugsmethode komme ich trotz wenig Fläche und offener Gestaltung gut zurecht? Alles Fragen, die der Online-Küchenplaner nicht beantworten kann, geschweige denn merkt, wenn bspw. das Maß der Arbeitsplatte nicht zu den Unterschränken passt.

Guter Rat sollte einem eigentlich nie zu teuer sein, und den kann nur der Profi mit Erfahrung liefern. Trotzdem werden Verbraucher auch in vielen anderen Branchen zunehmend ihre eigenen Dienstleister. Es begann mit SB-Tanken und ist mit Online-Banking noch lange nicht zuende. Schließlich können die Unternehmen auf diese Weise immer auch Personalkosten einsparen ...

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Kommentare (1)

Tim

Der beste Küchenplaner ist immer noch der Küchenfachmann vor Ort :-) Eine Küche ist einfach etwas anderes wie tanken. Hier ist jede "Fehlplanung" nicht nur teuer, sondern auch extrem ärgerlich.

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