Science Fiction in der Küche

Das erstmals im Jahr 2003 ausgetragene Electrolux Design Lab ist ein jährlich stattfindender weltweiter Designwettbewerb für Studenten und Studienanfänger im Fach Industriedesign, die eingeladen sind, innovative Ideen für Haushaltsgeräte der Zukunft vorzustellen.

Im Laufe der Jahre sind mehrere Tausend Beiträge von Studenten aus über 100 Ländern für das Design Lab eingegangen. Dieses Jahr haben es 20 innovative Konzepte zum Kernthema ‘Inspired Urban Living’ ins Halbfinale des Electrolux Design Lab geschafft.

Eines davon ist ein “intelligenter” Teller, der auf eine ausgewogene Ernährung achtet und hilft, die Vorratshaltung so zu organisieren, dass keine Lebensmittel weggeschmissen werden müssen. Der Turiner Industriedesigner Francisco Barboza Grasa begründet: “Lebensmittelverschwendung ist eine der großen Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Derzeit landen 30% essbare Nahrungsmittel auf dem Müll. Allein in der EU wirft jeder Bürger pro Jahr 90 Kilogramm seines Essens in den Abfall. Laut UN werden weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen.”

Grasas Vision besteht darin, dass jeder in der Familie einen schlauen Teller besitzt, der “weiß”, was im Kühlschrank ist, was fehlt und in dem Fall über den internetfähigen Teller bestellt werden kann. Das “Kitchen Hub” genannte Essensbesteck zeigt auch an, wie nah vorhandene Lebensmittel am Verfallsdatum sind. Gleichzeitig kann sein Besitzer tagesaktuell ablesen, welche Ernährungsbestandteile für ihn persönlich wichtig sind: Früchte, Gemüse, Getreide, Protein. Dazu passende Rezepte werden gleich mit angegeben bzw. auch laut vorgelesen. Die “Kitchen Hub” kann mit Wasser und Spülmittel gereinigt werden. Vielleicht ist Francisco Barboza Grasa einer der acht Designer, deren Idee am 16. Oktober 2013 in Stockholm, dem großen Finale, überzeugt. Als Gewinn warten 5.000 Euro und ein sechsmonatiges Praktikum in einem der globalen Designzentren von Electrolux.

Auch Dawid Dawod, Designstudent am Umeå Institute in Schweden, möchte dazu gehören. Seine Idee nennt sich “Global Chef”, ein Küchengerät, das sich (um der guten Ernährung willen) ums Soziale kümmert. Seine “intelligente” Oberfläche erkennt zum einen, welche Nahrungsmittel aufgelegt werden und welche Mengen davon für vorgeschlagene Rezepte benötigt werden. Dann sucht es nach Menschen, die sich beim Zubereiten dieses Gerichtes auskennen oder gerade das Gleiche kochen. Dies kann ein Freund, ein (noch) Unbekannter und auch ein Spitzenkoch sein – je nach persönlichen Vorlieben. Diese Person wird als Hologramm in die eigene Küche “geholt”, und schon kocht man nicht mehr alleine. Einstellen lässt sich auch der körperliche Abstand. Den Freund oder die Freundin möchte man vielleicht nah neben sich stehen haben, den Spitzenkoch eher mit gebührendem Abstand beim Kochen beobachten.

Für sein Konzept ließ sich Dawid Dawod von der Tatsache inspirieren, dass gerade in Schweden 47% aller Haushalte Single-Haushalte sind. In Deutschland sind es 36%. Alleinlebende ernähren sich häufig von Fastfood oder Tiefkühlkost, oft weil ihnen Kochkenntnisse fehlen oder alleine kochen keinen Spaß macht. Der eine hat sich vielleicht von der Person scheiden lassen, die früher für ihn mitkochte. Der andere ist in die erste eigene Wohnung gezogen und weiß noch gar nicht, wozu man eine Küche braucht. Was spricht dagegen, kurz mal die eigene Mutter an den eigenen Herd zu “beamen”?

Dawood hat sich den “Global Chef” aber auch für die Ehrgeizigen ausgedacht, diejenigen, die ihren Freunden mit hohen Kochkünsten imponieren wollen und am besten lernen, wenn es ihnen einer vormacht. Umgekehrt können sie selbst derart projiziert an diversen Kochkursen teilnehmen.

Klingt nach Zukunftsmusik? Von wegen: Forscher an der Universität Tokio haben unlängst eine Technologie entwickelt, mit der Hologramme sogar anfassbar sind. Die zugrunde liegende Software verwendet Ultraschallwellen, um einen Druck auf die Hand zu erzeugen. Die Forscher verwenden zwei Remotes der Nintendo-Benutzerkonsole, um der Hand des Benutzers auf der Spur zu bleiben. Das einsame Aufwärmen eines profanen Mikrowellen-Gerichts kann also bald der Vergangenheit angehören: Echte 3D Hologramme zum Anfassen!

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