In Oberhausen befindet sich die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets. Ein kleines Museum in der einstigen Waschküche zeigt neben allerhand Geschichtlichem auch Beispiele damaliger Wohnkultur.
Es lohnt sich, am Oberhausener Hauptbahnhof einmal den Bus 960 oder SB98 zu nehmen und am Centro vorbei nach Eisenheim zu fahren. Hier stößt man auf die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets: 39 (ehemals 51) zweigeschossige, backsteinerne Doppelhäuser, in denen man durch die Haustür direkt in die Küche gelangt. Eine originale Kücheneinrichtung ist im Volks-Museum Eisenheim zu besichtigen. Dieses befindet sich in der einstigen Waschkaue inmitten der Siedlung. Hier erfährt man auch einiges zur Geschichte.
Die schmucke Arbeitersiedlung ist wie ein Freiluftmuseum: Da die Pflasterwege zwischen den Häuschen autofrei sind, können Besucher hier ungestört flanieren. Ein bisschen störend vielleicht für die Bewohner, denn die Wege dienen ihnen auch als Terrasse. Zusätzlich steht aber jeder Wohneinheit noch ein kleiner Garten zur Verfügung. Die Arbeiter sollten sich wohlfühlen und hier nicht mehr wegziehen wollen, daran war den Arbeitgebern gelegen:
Oberhausen legte nicht nur den Grundstein für Deutschlands erstes Shopping Center (das 1996 eröffnete Centro), in Oberhausen entstand auch das erste Werk zur Eisenerzverhüttung, die St.-Antony-Hütte. 1758 ging ihr Hochofen in Betrieb, und bald folgten weitere Hütten wie Gute Hoffnung (1782) und Neu Essen (1791). Um auf der damals noch "grünen Wiese" rund ums Schloss Oberhausen Wohnraum für die Arbeiter zu schaffen, wurde ein Sumpfgebiet trocken gelegt.
So entstand die Siedlung Eisenheim, nachgerade ein Experimentierfeld, bei dem man schrittweise die sozial verträglichste Architektur im Feldversuch ermittelte. Als ideal entpuppten sich am Ende zweigeschossige Wohnhäuser, in denen vier Parteien lebten, wobei jede Hausseite einer Haustür vorbehalten blieb. Außerdem verfügte jedes Haus über einen vis-à-vis gelegenen Schuppen/Werkraum, der – in vier Parzellen unterteilt – Plumpsklo, Stall, Werkstatt oder Abstellkammer bereit hielt. Nahe gelegene Nutzgärtchen vervollkommneten das beliebte Wohngebiet.
Tatsächlich wurde dieser Arbeitersiedlungsstil zum Exportschlager: Bis nach China schaffte es die Häuserarchitektur, die jedem ein größtmögliches Maß an Privatsphäre garantierte. Trotzdem sollte die ganze Siedlung (wie die o. g. Hüttenwerke) in den 1970er-Jahren platt gemacht und durch praktische Hochhäuser ersetzt werden. Einer Studentengruppe rund um den Kunst- und Kulturhistoriker Roland Günter ist es zu verdanken, dass dieser Plan nach großem Ringen vereitelt werden konnte.
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