Jetzt gibt es sie auch in Deutschland immer öfter: Foodtrucks, ehemalige Lkws oder Busse, die zur vollausgestatteten Küche umgebaut wurden. Ihre Inhaber: vom Hobby- bis zum ausgebildeten Koch. Berlin und München sind Hochburgen, aber auch kleinere Städte ziehen nach. Wir treffen Foodtrucker Andreas Wurster auf dem Dortmunder Phönixgelände.
Fünf Jahre kochte Andreas für die Mitarbeiter des Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie. Ein schwerer Unfall, der seinen linken Fuß zerschmetterte, stellte die Weichen neu. Andreas war ein Jahr lang arbeitsunfähig und hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken. Fast sah es so aus, als könnte er nie wieder in seinen Beruf zurück. Der Fuß würde nie mehr der alte sein. Dann sah er zufällig eine Dokumentation über Foodtrucks in den USA. Der Dortmunder war begeistert: „In so einem Truck hat man nur kurze Wege, weil alles auf engstem Raum ist. Und dann sagt man, in der Gastronomie ist der Standort das Wichtigste. Wenn du den wechseln kannst, weil deine Küche mobil ist, hast du das größte Risiko minimiert.“
Foodtrucks – küchenfertig umgebaute Lkws – besetzen im weiträumigen Nordamerika genau da gastronomische Lücken, wo viele Firmen ansässig sind, aber weder Kantinen noch Imbissbuden oder Restaurants. Solche Stellen gibt es auch in Deutschland. So liegt unweit von Andreas Wohnung „Phönix West“, ein riesiges Gelände, rund 115 Hektar groß, ehemals Standort gewaltiger Anlagen zur Stahlerzeugung. Übrig geblieben ist nur noch der imposante Hochofen, der an die Zeit der glühenden Nachthimmel erinnert. Das rostige Industriedenkmal wird jetzt umringt von Firmen, die sich mit Mikro-/Nanotechnologie und Informationstechnik befassen. Den westlichen Eingang von „Phönix West“ markiert ein großes BMW-Neu- und Gebrauchtwagenhaus.
So wurde Dortmund um den ersten Foodtruck bereichert. Ursprünglich hätte es ein Londoner Doppeldeckerbus sein sollen, aber „vier Meter sechzig passen in Deutschland unter keine Brücke“. Eine prächtige Alternative stellte sich schnell ein: Andreas war glücklich, in den USA einen ehemaligen Schulbus aufzutun, ein alter Ford, Baujahr 1999, der Aufbau von Blue Bird. Mit seiner schwarzgelben Karosserie – immer noch die Originalfarben – passt er natürlich perfekt in die BVB-City.
Welche Burger, erfährt man tagesaktuell auf Andreas Facebookseite Foodtruckdortmund, heute war es der „Big Italian Burger – pures Rindfleisch eigenhändig zu Pattys verarbeitet und mit Pesto, Tomaten, Gurken, Salat, etwas Italienischem Schinken, Parmesanflakes und einer fruchtigen Sauce mit getrockneten Tomaten zu einem Burger zusammengestellt, den man sich auch noch mit Käse und Jalapenos zu einem Hot Mafioso Burger erweitern kann“.
„Sehr geil“, bestätigt Thomas, der extra aus einer ganz anderen Ecke Dortmunds nach „Phönix West“ gekommen ist. Und Rüdiger hat für morgen den ganzen Truck gebucht – zu seinem vierzigsten Jahr im Betrieb. Da soll es anständige Currywurst mit Pommes für die Gäste geben. Auch auf Hochzeiten, Junggesellenabschieden, bei Firmengründungen und Schrebergartenfesten ist der ehemalige Schulbus gern gesehen. Er ist einfach ein Hingucker. Andreas, Fahrer und Koch in Personalunion, sorgt für die passenden Gaumenfreuden.
Die meiste Zeit wird man den Foodtruck Dortmund jetzt direkt vorm Hochofen finden, nicht mehr auf dem BMW-Gelände, wo er vorher stand. Wegen einer städtischen Baustelle besteht vorerst nämlich keine fahrbare Verbindung mehr zwischen dem Autohaus und Phönix West. Die Mobilität von Andreas neuer Küche hat sich damit gleich bezahlt gemacht.
(In welchen anderen deutschen Städten noch Foodtrucks unterwegs sind, steht auf foodszene.de)
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