Wie wirken sich Farbe, Material und Form des Geschirrs auf den Geschmack aus? Außerordentlich!
Ohne Frage: Manche Lebensmittel schmecken wirklich nicht, wenn sie mit dem falschen Besteck gegessen werden, so wie das weichgekochte Frühstücksei oder Kaviar. Metall- oder Silberlöffel scheiden hier aus. Der Löffel muss wenigstens aus Plastik sein, bei Kaviar gehört sich Horn, Knochen oder Perlmutt. Andernfalls stört ein metallischer Geschmack den Genuss.
Genug Menschen halten das für eine Chimäre, aber das ist es nicht. Es gibt eben die sensibleren und die weniger sensiblen Schmecker ;-) Bei exquisiten Alkoholika wie Whiskey, Wein oder Schampus streitet interessanterweise niemand ab, dass das Glas für den Geschmack höchst entscheidend ist. – Schwierig, so was zu beweisen.
Unser Geschmacksempfinden wird – wie insgesamt unsere Wahrnehmung – von Erwartungshaltungen mitbestimmt. So haben Untersuchungen gezeigt, dass schweres Besteck den Esser das Servierte mehr loben lässt als wenn man nur Plastik oder günstig aussehende Gabel und Messer reicht. Genauso der Teller: Ist er von der Form her ausgefallen und groß, der Salat darauf auch noch kunstvoll angerichtet, werden 19 Euro viel eher als angemessen empfunden, als wenn das Ganze auf einem altmodischen Glasteller daherkommt.
Überraschenderweise wirkt das mit dem schweren Besteck beim Joghurt andersherum. Bei einer Studie der Oxford University kam heraus: Je schwerer der Löffel ist, umso wässeriger und minderwertiger schmeckte den Versuchsteilnehmern das Joghurt. Auch die Größe des Löffels wirkt sich aus: Mit kleinen Teelöffeln gegessen, schmeckt Joghurt anscheinend süßer als vom Esslöffel. Dies kann damit zusammenhängen, dass das Gehirn Teelöffel mit Süßspeisen und süßen Geschmacksrichtungen verbindet.
Selbst die Farbe mischt mit: Von weißen Plastiklöffeln schmeckte das Joghurt den Probanten viel besser als vom schwarzen Löffel. Löffel in Pink verschlechterten hingegen das Geschmackserlebnis. Erst recht der Teller: Dieselbe Erdbeermousse schmeckt Testpersonen besser, wenn diese auf einem hellen Teller anstelle eines dunklen serviert wurde. Sehr wahrscheinlich beeinflusst der optische Eindruck die Erwartung an den Geschmack: Auf dem weißen Teller hebt sich die rote Erdbeermousse deutlicher ab vom dunklen. Ihre Farbe wirkt umso intensiver, was die Testpersonen unbewusst sofort auf den Geschmack übertrugen.
Andere Desserts können ruhig auf rotem oder rundem Geschirr serviert werden. Es lässt Süß nämlich noch intensiver hervortreten. Dagegen kehren grüne oder gelbe Teller, auch solche mit Kanten, bittere Aromen hervor. Mit Rot verbindet der Mensch anscheinend automatisch süße Früchte, mit Grün oder Gelb eher Gemüse. Sogar salziges Popcorn kommt im Mund süßer an, wenn es in roten Schüsseln serviert wird und nicht in weißen oder grünen. Liegen die Knabbereien in einer blauen Schale, wirken sie salziger. Kuchen wird generell um 20 Prozent süßer empfunden, wenn er vom runden, weißen Teller gekostet wird. Deutlich weniger süß erscheint er vom schwarzen quadratischen.
Heiße Schokolade schmeckt besser, wenn sie aus einer orange- oder cremefarbenen Tasse getrunken wird anstatt aus einer weißen oder roten. Kaffee mundet dafür aus einer weißen Tasse am intensivsten. Nur wer seinen Kaffee süß liebt, genießt ihn angeblich mehr noch aus einer blauen Tasse oder einem Glas. Rotes Geschirr wirkt laut Schweizer Forschern übrigens appetithemmend. In ihrer Studie zeigte sich, dass Menschen von roten Tellern viel weniger essen und aus roten Bechern auch weniger trinken als aus blauen oder weißen. Die Forscher vermuten, dass Rot wie ein subtiles Stoppsignal wirkt. Demnach könnte es bei Gewichtsproblemen eine gute Strategie sein, den Tisch mit roten Tellern und rotem Besteck zu decken.
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