Sehen, wie andere wohnen – darauf sind viele neugierig. Umso besser, wenn es auch Beispiele sind, die zum eigenen Lebensstil passen, und nicht solche, die sich nur Millionäre leisten können. Die Autorin des Buches "Kleine Küchen + Essplätze" hat Menschen besucht, die wenig Platz für eine Küche hatten – und die das (für sie persönlich) Beste aus dem Platzmangel gemacht haben.
Freilich sind solche Riesenküchen beeindruckend. Größe macht immer was her. Und sie sind um einiges leichter zu fotografieren als kleine Räume. Doch an der Lebenswirklichkeit der allermeisten Menschen gehen 30 bis 40 Quadratmeter große Küchen vorbei. In Küchenstudios wird man auf der Suche nach kleinen Küchen eher fündig, denn hier müssen die Küchenplaner viele Küchenbeispiele auf einmal unterbringen.
Kirsten Johanson, Autorin für Magazine wie Homes & Gardens oder Landleben, ist gemeinsam mit dem Interieur- und Food-Fotografen Winfried Heinze unterwegs gewesen. Zusammen haben sie Menschen besucht, die für ihre Küche wenig Platz zur Verfügung haben – viele davon in München, wo Wohnraum besonders teuer ist, aber auch am Bodensee, in der Schweiz oder London.
Es sind ausnehmend individuelle Küchen, die in dem ebenso handlichen Schmöker auf über 200 reich bebilderten Seiten gezeigt werden. Oft sind es Single-Küchen, in ihrer Zusammenstellung und Dekoration deutlich geprägt von der Persönlichkeit ihrer Besitzerin bzw. ihres Besitzers. Nicht wenige der KücheninhaberInnen sind von Berufs wegen im Design oder Architekturbereich tätig.
Umso ausgefallener sind deren Küchen eingerichtet. Von der schon fast musealen Küche – so viele Gemälde hängen an den Wänden – über die Küche im Atelier, bis zur streng puristischen oder verglasten Küche: Mal sind die Küchen phantasievoll auf Wohnlichkeit fokussiert, mal zeigen sie die Sammelwut ihrer Bewohner, mal wirken sie provisorisch wie Küchen in Studenten-WGs.
Deutlich wird: Farbliche Kontraste, der Verzicht auf Sockelblenden und wenige Hängeschränke tun kleinen Küchen gut. Freiraum lockert auf. Dazu tragen auch transparente Bauteile wie Glastüren und Glasböden bei. Kirsten Johanson leitet viele Empfehlungen aus dem Gesehenen ab und schildert die Qualitäten jeder Kücheneinrichtung im Detail. Ihre Conclusio: "Eine clever eingerichtete Küche im Kleinformat hat den Vorteil, dass die Wege kurz sind und alles Notwendige in bequemer Reichweite ist. Dies garantiert einen effizienten Arbeitsablauf, und auch das Aufräumen ist schnell erledigt."
Im zweiten Teil des Buches werden verschiedene Arten von Essplätzen vorgestellt. Die dazu gehörigen Küchen sind oft nicht die kleinsten. Manchmal befinden sich aber Esstisch und Wohnzimmersofa aus Platzgründen im selben Raum. Ein anderes Beispiel zeigt, wie man den Essbereich an die Kochinsel ansetzen kann. Bei den gezeigten Lösungen sind verschiedenste Materialien im Spiel, von Massivholz oder lackiertem Holz über Marmor bis hin zu Beton.
Nicht selten verbreiten restaurierte Kleinmöbel und alte Haushaltsutensilien im Shabby-Chic-Look nostalgisches Flair. Aber auch hochpreisige Designerstühle sind zu sehen, antike Lüster und Kunstgegenstände. Johanson informiert in vielen Fällen, woher die Besitzer das eine oder andere Stück haben. Auf Küchenhersteller wird nicht eingegangen. Manchmal sind die Küchenmöbel sogar selbst angefertigt. Hin und wieder erkennt man Einzelteile einer Ikea-Värde-Küche und begreift: Die richtige Kombination ist alles.
Viele Internetverweise, Hersteller- und Architekten-Adressen vervollständigen diesen inspirierenden Schmöker, verlegt von der DVA, Deutsche Verlags-Anstalt München, ISBN 978-3-421-04117-3 – "Kleine Küchen + Ess-Plätze auf wenigen Quadratmetern", Kisten Johanson und Winfried Heinze (Fotos)
Kommentare (1)
Laura
Toller Beitrag!